I am Kloot - Sky at night
 
Hier ist dir große Nachtmusik, das allumfassende Werk der modernen Alternative Musik, das Meisterwerk, die Platte des Jahres, der Geniestreich. Die Gebrauchsanweisung vorweg: Im Inlet des Albums steht, man solle diese Platte laut hören. Bei Aufnahmen mit Harfen, Cello, Geigen, Saxophon und Pedal Steel sind die Produktionen üblicherweise so übersteuert, dass jeder Ansatz von Dynamik in der Musik verloren geht. Bei klassischen Instrumenten raubt man ihnen damit ihre Seele.
„Sky at night“ ist anders. Die Produktion wurde in die Hände der Elbow Kollegen Guy Garvey und Craig Potter gelegt. Sie haben viel Zeit darauf verwendet das Orchester aufzunehmen, um es am Ende auch nach einem Orchester klingen zu lassen. Mit stillen, kaum hörbaren Momenten und mit überschäumender Energie. Man könnte vor Dankbarkeit auf die Knie sinken. I am Kloot sind auf „Sky at night“ Pathos und Sound pur. Beides trägt zu diesen tief bewegenden unfassbar guten Songs bei. Es sind Lieder über die Heimat Manchester, Stücke über Orte, an denen man hängen bleibt, von denen man sich in Wahrheit aber immer weg gewünscht hat. Wenn bei einem der schönsten, sicher auch pathetischsten Songs der Platte „To the brink“ die Geigen die Melodie übernehmen und den Walzer plötzlich tanzbar machen, dann muss man an diese Filmmomente denken, bei denen man eigentlich nur wegen der Musik weinen möchte. Bei I am Kloot sind es die kleinen bewegenden Geschichten. Der Junge, der über das Meer und in den Himmel blickt und nach Antworten sucht. „I still do“ singt Bramwell und wir glauben ihm jedes Wort. Wer so singt wird bis ans Ende seiner Tage suchen. Später lässt die Harfe dann die Worte wegschweben, irgendwo hoch in den Himmel oder ins tiefe dunkle Meer. Die Geigen schwelgen in Schönheit, das Orchester spielt sich in Rage, die Bläser setzen ein und fast ist das alles zuviel. Geschickt umschwimmen I am Kloot aber jede Klippe auf der der Kitsch lauert. Jeder Moment auf dieser Platte hat etwas großes, etwas theatralisches, etwas wunderbares, etwas geniales und während man noch drüber nachdenkt, wie packend das alles ist,  pusten die Bläser schon den letzten Song „Same shoes“ hinweg, das sie vorher noch so liebevoll eingehüllt hatten. Im Hintergrund noch die verzweifelte Stimme von John Arnold Bramwell, der schon auf dem Weg hinter die nächste Häuserecke von Manchester biegt. Vielleicht nimmt er noch einen Drink, vielleicht liest er noch ein Buch, vielleicht findet er die Antwort auf die großen Fragen des Lebens im nächsten Song. Jetzt aber bricht die Nacht herein und mit dieser Platte ist sie besser denn je. 

Als CD, als Schallplatte und als Download erhältlich
I am Kloot
Samstag, 24. Juli 2010